Welche Arten von Gin gibt es?

Neben den verschiedenen Geschmacksnoten lassen sich Gins auch aufgrund ihrer Herstellung, Herkunft oder Zusammensetzung in Sorten einteilen. Oft hat man einen Dry Gin oder einen London Dry Gin in der Hand, aber weiss eigentlich gar nicht, wo genau da der Unterschied besteht. Diese Unklarheit möchte ich ein wenig auflösen und erkläre euch daher nachfolgt alle Gin-Sorten und gehe auf die einzelnen Besonderheiten im Detail ein.

Alle Sorten lassen sich dabei zunächst in zwei Gruppen einteilen: Offizielle Sorten: Die Herstellung ist gesetzlich durch Vorgaben geregelt. Nur wer diese erfüllt, darf seinen Gin entsprechend benennen. Eine Besonderheit dabei sind Gins mit einem geographischen Hintergrund. Hier ist nicht die Herstellung, sondern die Herkunft durch Vorschriften geregelt. Inoffizielle Sorten: Inoffizieller Gin Sorten unterliegen keinerlei Vorgaben und lassen viel Raum für Experimente und und gewöhnliche Kreationen.

Offiziele Sorten

Dry Gin

Der Dry Gin ist neben London Dry Gin die beliebteste Gin-Sorte weltweit. Dry Gin besitzt besitzt eine sehr stark betonte Wacholder-Note. Wie das „Dry“ im Namen verrät, handelt es sich um einen trockenen Gin. Anders als bei London Dry Gin dürfen dem normalen Dry Gin auch nicht pflanzliche Stoffe und Aromen beigemischt werden. Sehr beliebte Botanicals für Dry Gins sind unter anderem Bestandteile von Zitrusfrüchte wie Zitrone oder Orange.

London Dry Gin

Der London Dry Gin ist der Klassiker unter den Gins. Dabei hat der Name nichts mit dem Herstellungsort zutun, sondern ist historisch bedingt. Anders als beim Dry Gin ist die Beigabe von künstlichen Aromen strengsten untersagt. Obwohl Zucker eigentlich auch ein natürlicher Stoff ist, so ist die Beigabe hier auch gesetzlich begrenzt. Maximal 0,5g pro Liter dürfen beigemischt werden. Wie auch der Dry Gin verfügt auch der London Dry Gin über eine ausgeprägte Wacholdernote. Verfeinert wird diese Note häufig mit würzigen Aromen wie Kardamom, Ingwer oder Koriander.

Distilled Gin

Ein Distilled Gin muss mindestens 2-fach destilliert werden. Dies unterscheidet einen hochwertigen Gin von einem normalen Gin. Da „distilled“ übersetzt nur „destilliert“ bedeutet, könnte schnell der Eindruck entstehen, dass normale Gins nicht destilliert sind. Das ist natürlich ein Trugschluss, da jeder Gin destilliert wurde, aber eben nur einmal. Wichtig ist zudem, dass der Gin nach der zweiten Destillation nicht mehr aromatisch verändert werden darf.

Sloe Gin

Eigentlich ist Sloe Gin kein richtiger Gin, sondern eher ein Likör. Jedoch gehört er aufgrund seiner Zusammensetzung zur gleichen Familie. Sloe Gin besitzt nur rund 30 % Alkoholgehalt und entspricht damit nicht ganz der Norm von 45-49 % eines Gins. Geschmacklich und auch farblich kommt hier vor allem die Schlehe (engl. Sloe) zur Geltung, Sloe Gin präsentiert sich in leichtem rot / lila. Das Aroma des Gins ist eher fruchtig und süsslich, deshalb eignet sich der Gin vor allem für Cocktails, aber lässt sich auch pur gut geniessen.

Plymouth Gin

Plymouth Gin stammt, wie der Name es schon verrät, aus der englischen Hafenstadt Plymouth. Dabei handelt es sich um eine geschützte Namensbezeichnung, was bedeutet, dass Gin der sich so nennen möchte, auch wirklich in Plymouth hergestellt werden muss. Einzig und allein die Black Friars Destillerie stellt heute noch Plymouth nach dem ursprünglichen Original-Rezept her. Plymouth Gin ist geschmacklich dem normalen Dry Gin gegenüber eher etwas vollmundiger und besitzt viele erdige Aromen. Zudem ist das Wacholder-Aroma weniger stark ausgeprägt.

Inoffizielle Sorten

New Western Dry Gin

New Western Dry Gin orientiert sich zwar in der Herstellung beim klassischen Gin, weicht aber geschmacklich häufig deutlich davon ab. Hersteller können hier völlig neue Variationen ausprobieren, da diese Art von Gin keinen Restriktionen bzgl. Beigaben und Botanicals unterliegt. Der Wacholder ist hier zwar auch als Basisnote vorhanden, aber rückt durch dominantere Botanicals oft schnell in den Hintergrund. New Western Dry Gin lässt sich oft sehr gut pur trinken, eignet sich aber auch hervorragend für Cocktails.

Old Tom Gin

Der Old Tom Gin ist der Vorgänger des Gins, so wie ihn die meisten heute kennen. Seinen Ursprung hat der Old Tom Gin in den Anfängen der Gin-Herstellung, als Gin aufgrund seines Aromas und des starken Alkohols noch praktisch ungeniessbar war. Um dieses Problem zu lösen, wurde der Gin mit Zucker versetzt. Vor allem in der Londoner Barszene ist der Old Tom Gin immer noch ein sehr beliebter Gin, welcher sich hervorragend für die Cocktail-Herstellung eignet.

Genever

Genever ist dem klassischen Gin sehr ähnlich und wird heute hauptsächlich in den Niederlanden und Belgien getrunken. Der grösste Unterschied zwischen Gin und Genever besteht in der Herstellung. Als Basis dient bei Genever sogenannter „Malt Wine“, eine Maische aus Getreide. Diese Maische wird nach einer langen Lagerung mit einem Destillat vermengt, also im Prinzip wird der Maische eine Art Gin beigefügt. Gin hingegen wird aus Ethylalkohol gewonnen, welchen aus landwirtschaftlichen Produkten wie Weizen oder Kartoffeln stammt. In einigen Fällen aber auch Weintrauben und Äpfel.

Reserve Gin / Barrel aged Gin

Die Basis für einen Reserve Gin ist ein klassischer Dry Gin oder London Dry Gin. Dieser wird nach der Herstellung in Holzfässern gelagert, die zuvor für die Herstellung anderer Spirituosen wie beispielsweise Brandy oder Whisky genutzt wurden. Durch die Lagerung in den Fässern nimmt der Gin die Aromen des Fasses an und verfärbt sich meist gold-gelb bis braun. Daher auch der Spitzname „Yellow Gin“.

Cream Gin

Den Namen verdankt der Cream Gin seinen ungewöhnlichen Zutaten, nämlich Zucker & Sahne. Die Basis bildet dabei ein klassischer London Dry Gin, dem beide Zutaten während der Destillation beigegeben werden. Der Cream Gin wird derzeit ausschliesslich von „Masters of Malt“ hergestellt.

Compound Gin

Der Compound Gin ist sicherlich die Sorte, für die es am wenigstens Geschick bei der Herstellung benötigt. Die Botanicals werden dem Neutralalkohol nicht während des Brennvorgangs beigegeben, sondern lediglich im Alkohol eingelegt. Ein solcher Gin lässt sich z.B. mit einem Gin Set sehr einfach selbst herstellen. Durch den direkten Kontakt mit den Botanicals verfärbt sich der Gin meist gelblich.